23. Januar Krebspatienten: Geruchs- und Geschmacksstörungen behandeln!
Therapieverträglichkeit, Lebensqualität und Überlebenszeit von Krebspatienten hängen nicht zuletzt wesentlich vom Ernährungszustand ab. Dabei spielen auch Schmecken und Riechen eine wichtige Rolle. So tragen Geruchs- und Geschmacksstörungen häufig zur Mangelernährung bei – von der etwa 40 bis 50% aller stationärer Krebspatienten unabhängig vom Tumorstadium betroffen sind. Zu den häufigen Folgen gehören u.a. eine schlechtere Therapie-Tolerabilität, höherer Chemo- und Radiatio-Toxizität und schlechtere OP-Outcomes. Julia von Grundherr (Master of Public Health, B.Sc. Diätetik) arbeitet am Universitären Cancer Center Hamburg (UCCH) des Uniklinikum Hamburg Eppendorf (UKE). Dort hat sie Interventionsstudien mit Patienten unter und nach Krebstherapie durchgeführt. Ein Schwerpunkt ihrer Forschung sind Geschmacksveränderungen unter einer Chemotherapie.
Die Therapie von Geschmacksstörungen ist bei dieser Patientengruppe nach den Erkenntnissen der VDD-zertifizierten Diätassistentin von besonderer Bedeutung, da sie während und nach einer Krebstherapie das Ernährungsverhalten stark beeinflussen können – etwa in Form einer verminderten Kalorienaufnahme, reduziertem Appetit bis hin zum Ekel vor dem Essen. Ein verminderter Geschmackssinn korreliert mit verminderter Nahrungsaufnahme und der Entwicklung von Abneigungen gegenüber dem Essen. Die Folge: Bis zu 70%der Krebspatienten haben ein hohes Risiko für Mangelernährung, was sich negativ auf die Behandlungsergebnisse und Prognose auswirken kann. Dabei sind von Grundherr zu Folge xxx Eine verminderte Geruchs- und Geschmackswahrnehmung wird, so von Grundherr, häufig durch eine chemotherapie- oder strahlentherapie-induzierte Neurotoxizität oder Mukositis begünstigt. Mangelnde Mundhygiene, Speichelmangel sowie Nikotin- oder Alkoholmissbrauch spielen ebenso eine Rolle wie Alter und Geschlecht der Patienten: Der Geschmackssinn nimmt mit zunehmendem Alter ab. Frauen haben eine bessere Geschmackswahrnehmung und sind deswegen unter Therapie stärker von Geschmackseinschränkungen betroffen. Polyneuropathie: Patient*innen mit PNP haben häufig Geschmacks- oder Geruchsstörungen (9, 10) und die Ausprägungen davon korrelieren mit Stärke der Polyneuropathie
Im freiraum Webinar am19. Februar zeigt Julia von Grundherr, wie Ernährungstherapie und -beratung in Kombination mit sensorischem Training die Geschmacks- und Geruchswahrnehmung der Betroffenen verbessern und dadurch unter anderem bei der Vermeidung von Mangelernährung helfen kann. Nach einem Überblick über die Grundlagen der Sinnesphysiologie, mögliche Störungen und deren Ursachen sowie die wichtigsten Gruppen von Betroffenen stellt die Referentin den Stand der Erkenntnisse und die aktuellen Empfehlungen zu Geruchs- und Geschmackseinschränkungen vor. Im Mittelpunkt des praktischen Seminarteils steht das von ihr selbst für Krebskranke entwickelte sensorische Geruchs- und Geschmackstraining, das bei Betroffenen in vielen Fällen zu einer Verbesserung der Lebensqualität und des Ernährungsverhaltens führen kann.
Dr. Friedhelm Mühleib