03. Januar Der neue Hype um die Rohmilch – Superfood oder Super-Risk?

.
Ein Blick zurück: In Deutschland wurde in den letzten Jahrzehnten mehrfach intensiv über den Konsum von Rohmilch diskutiert. Besonders in den 2010er Jahren rückte das Thema verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit. Ab 2015 führte die bundesweite Aufstellung zahlreicher Rohmilchautomaten, sogenannter „Milchtankstellen“, zu vermehrten Diskussionen über die gesundheitlichen Risiken des Rohmilchkonsums. Untersuchungen zeigten, dass Rohmilch mit krankmachenden Keimen wie Campylobacter, Salmonellen, EHEC oder Listerien kontaminiert sein kann, was zu ernsthaften Erkrankungen führen kann. 2015 kam es dann tatsächlich in Niedersachsen zu einem größeren Ausbruch von Campylobacter-Infektionen, der mit dem Konsum von Rohmilch aus einem Rohmilchautomaten in Verbindung gebracht wurde. Der Vorfall entfachte eine öffentliche Debatte über die Sicherheit von Rohmilch und führte zu verstärkten Kontrollen und Empfehlungen seitens der Behörden.
.
Die Frage zum neuen Rohmilch-Hype ist dabei vermutlich nicht, ob es wieder zu Infektionen und schlimmstenfalls vielleicht sogar Todesfällen kommen wird, sondern wann. Dann wird wieder einmal das große Heulen und Zähneklappern – schlimmstenfalls aber auch die Verharmlosung und Verleugnung, durch Social Media und den Rest der Medienwelt rauschen. Falls jetzt schon oder spätestens dann Ihre Patienten mit den üblichen Fragen kommen, hier die wichtigsten Antworten in Kürze – gefunden auf der Website der Verbraucherzentrale Niedersachsen:
- Rohmilch kann krankmachende Keime enthalten – Vorsicht Infektionsgefahr.
- Auch der Grippevirus H5N1 kann in Rohmilch enthalten sein.
- Rohmilch vor dem Verzehr deshalb immer abkochen.
- Kinder, Schwangere, Ältere und kranke Personen sollten auf Rohmilch und Rohmilchprodukte verzichten.
- Bei Untersuchungen der Lebensmittelüberwachung enthielt fast jede zehnte Rohmilchprobe aus „Milchtankstellen“ krankmachende Bakterien.
.
Wer sich darüber hinaus über die Einschätzung der Rohmilch-Problematik informieren will, wird beimBundesinstitut für Risiokoforschunt (BfR)( fündig. An der entsprechenden Stellungnahme des BfR vom April 2016 hat sich grundsätzlich nichts geändert. Was mögliche Fragen von Patient*innen betrifft, können auch die FAQ des BfR vom September 2024 sehr hilfreich sein
Dr. Friedhelm Mühleib
Illustration: KI